Eine Winkelfehlsichtigkeit kann zu einer eingeschränkten Fähigkeit des binokularen (beidäugiges) Sehens führen. Die Augen schauen nicht synchron in eine Richtung und es ist anstrengend zu fokussieren und im Gehirn ein dreidimensionales Bild zu erzeugen. Auch wenn die Abweichung oftmals nur gering ist, kann die Fehlsichtigkeit zu Kopfschmerzen oder einem Gefühl der Überlastung der Augen führen. Sie ist eine der häufigsten Fehlsichtigkeit bei Kindern, kann aber auch bei Erwachsenen auftreten.
Erfahren Sie in unserem Magazinbeitrag das Wichtigste über die Winkelfehlsichtigkeit.
Was ist Winkelfehlsichtigkeit?
Binokulares Sehen, auch Stereo-Sehen genannt, bezieht sich auf das Vermögen des menschlichen Auges dreidimensionale Bilder zu erzeugen. Beide Augen betrachten im Idealfall synchron ein Objekt aus einem leicht unterschiedlichen Blickwinkel. Das Gehirn verarbeitet das zu einem dreidimensionalen Bild. Durch die dreidimensionale Ansicht sind wir in der Lage die Entfernung zwischen Objekten zu bestimmen, die im Blickfeld sichtbar sind. Die Winkelfehlsichtigkeit ist eine Sehstörung, bei der ein Auge von der richtigen Position leicht abweicht. Die Augen sind nicht parallel ausgerichtet und schauen folglich nicht in die gleiche Richtung. Für die Augen ist aufgrund der Abweichung die Fixierung eines Objektes anstrengend. Wie belastend das für die Betroffenen und ob Beschwerden auftreten, hängt meistens von der Ausprägung der Winkelfehlsichtigkeit ab.
Die häufigste Form ist die Konvergenz, bei der ein Auge nach innen (esotrop) wandert und somit ein Doppelbild entsteht. Die Esotropie kann angeboren oder erworben sein. Es kann auch ein Auge nach außen (exotrop) wandern. Es ist eine der häufigsten Arten von Schielerkrankungen. Die Exotropie kann auch angeboren sein oder erworben werden.Ein anderer Typ ist die Divergenz, bei der ein Auge nach oben oder unten wandert. Das Gehirn kann bei allen drei Formen die unterschiedlichen Informationen der Augen nicht zu einem Bild verarbeiten. Jetzt größer der Unterschied zwischen den beiden Bildern ist, desto schwerwiegender ist das Sehproblem
Winkelfehlsichtigkeit, Heterophorie oder latentes Schielen?
Die Augenmuskeln richten den Augapfel aus, dabei sollten beide Augen auf dieselbe Richtung gelenkt werden. Bei einer Heterophorie verschieben sich die Augenmuskeln allerdings oder es bestehen Längenunterschiede zwischen den sechs Augenmuskeln und sie sind dadurch nicht auf dasselbe Objekt gleichzeitig gerichtet. Ob man bei Heterophorie von latentem Schielen oder von einer Winkelfehlsichtigkeit spricht, hängt maßgeblich vom angewendeten Messverfahren ab. Ein latentes, also nicht sichtbares Schielen, ist tückisch da es häufig nicht wahrnehmbar ist. Das manifeste Schielen hingegen ist deutlich wahrnehmbar. Mit Heterophorie sind sowohl die Winkelfehlsichtigkeit als auch das latente Schielen gemeint und nicht selten werden beide Begriffe gleichbedeutend gebraucht.
Symptome der Winkelfehlsichtigkeit
Eine Winkelfehlsichtigkeit kann je nach Ausprägung für die Betroffenen belastend sein. Die Symptome können je nach Belastung im Laufe des Tages zunehmen. Häufig werden die Symptome gar nicht mit einer Fehlsichtigkeit in Verbindung gebracht. Die Symptome einer Winkelfehlsichtigkeit oder einer Heterophorie können folgende sein:
- Kopfschmerzen
- Doppelbilder
- Verschwommensehen
- Schwindel
- gerötete oder brennende Augen
- erhöhte Blendungsempfindlichkeit
- Augenzucken
- Sehstörungen
- Müdigkeit
- Konzentrationsmangel
- Kopfschmerzen beim Lesen
- Schwierigkeiten beim Fokussieren
Diagnostik der Winkelfehlsichtigkeit
Um eine Winkelfehlsichtigkeit festzustellen, wird ein Test mit unterschiedlichen, polarisierenden Filtern und einem Testbild angewendet. Zumeist handelt es sich um zwei Balken, die Licht in verschiedenen Wellenlängen ausstrahlen. Der Patient schildert seine Seheindrücke: sieht der Patient ein Kreuz ohne Verschiebungen kann eine Winkelfehlsichtigkeit ausgeschlossen werden, wird allerdings eine Verschiebung der Balken wahrgenommen, handelt es sich um eine Winkelfehlsichtigkeit. Anhand der Beschreibung des Patienten kann die jeweilige Ausprägung beurteilt werden.
Behandlung der Heterophorie
Die Behandlung der Winkelfehlsichtigkeit oder Heterophorie hängt maßgeblich von der Ausprägung der Fehlsichtigkeit ab. Zur Entlastung der Augen können Prismenbrillen eingesetzt werden, die durch ihre spezielle Form, dem eingearbeiteten Prisma, die Abweichung durch die Winkelfehlsichtigkeit ausgleichen kann. Das Licht wird durch die Brille so gebrochen, dass die Augen besser aufeinander abgestimmt sind, auch wenn die Fehlsichtigkeit nicht korrigiert wird. Sie sorgt für ein schärferes Sehen und für ein dreidimensionales Sehen ohne Überanstrengung der Augen. In manchen Fällen kann auch eine gezielte Augenmuskeltherapie oder -training, auch Orthoptik genannt, bei einer Heterophorie hilfreich sein. Hierbei werden spezielle Augenübungen durchgeführt, um die Augenmuskulatur zu stärken und eine bessere Koordination der Augen zu erreichen. In schweren Fällen kann eine operative Behandlung notwendig sein. Hierbei wird meist eine Operation an den Augenmuskeln durchgeführt, um eine bessere Ausrichtung der Augen zu erreichen. Welche Therapieform im individuellen Fall die beste ist, sollte von einem/ einer erfahrenen Augenarzt/ Augenärztin oder Orthoptisten entschieden werden.
Winkelfehlsichtigkeit bei Kindern
Winkelfehlsichtigkeit bei Kindern tritt relativ häufig auf und kann, wenn sie nicht behandelt wird, zu Sehproblemen führen. Die Ursache für die Winkelfehlsichtigkeit bei Kindern kann angeboren oder erworben sein. Angeborene Winkelfehlsichtigkeit kann aufgrund von Vererbung oder Entwicklungsstörungen der Augenmuskeln auftreten. Erworbene Winkelfehlsichtigkeit kann durch einen Sehfehler wie Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung verursacht werden. Die Symptome einer Winkelfehlsichtigkeit bei Kindern können sehr unterschiedlich sein, aber häufig bemerken Eltern, dass ihr Kind Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder im Unterricht hat. Andere Anzeichen können Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Augenbeschwerden sein. Sie können dadurch beim Lesen schnell ermüden oder Schwierigkeiten beim Ausmalen oder Ausschneiden haben. Lese-, Rechtschreib- und Rechenprobleme in der Schule können eine Folge sein. Auch auffällig viele Flüchtigkeitsfehler oder eine unleserliche Handschrift können weitere Anzeichen sein.
Es ist wichtig, eine Winkelfehlsichtigkeit bei Kindern frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um langfristige Sehprobleme zu vermeiden. Regelmäßige Augenuntersuchungen sind daher auch bei Kindern empfehlenswert. Da es sich wie beim latenten Schielen um eine Fehlstellung handelt, die nicht offensichtlich sichtbar ist, bleibt die Sehstörung in der Regel unentdeckt.
Unser Fazit: Die Winkelfehlsichtigkeit erfordert eine frühzeitige Behandlung
Die Störung des beidäugigen Sehens entsteht durch das Abweichen der Sehachsen voneinander. Als Ursache hierfür werden unterschiedlich lange Augenmuskeln vermutet. Eine Verschmelzung der abweichenden Bilder zu einer Abbildung ist für das Augenpaar dann nur mit hohem Aufwand möglich. Und es kommt zu einer Belastung der Augen und zu Sehproblemen. Eine Diagnose und Behandlung der Heterophorie ist wichtig, um diese Symptome zu lindern und langfristige Schäden an den Augen zu vermeiden. Die Behandlung erfolgt in der Regel durch eine Korrektur der Fehlsichtigkeit mit speziellen Brillen oder Kontaktlinsen sowie durch gezielte Augenübungen, um die Augenmuskeln zu trainieren und die Koordination der Augen zu verbessern. In schweren Fällen kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Regelmäßige Augenuntersuchungen können dazu beitragen, Winkelfehlsichtigkeit und andere Augenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.