Was passiert in der Sehschule?
Die Sehschule ist ein wichtiger Teilbereich der Augenheilkunde und widmet sich der Vorsorge, Diagnostik und Behandlung von Sehstörungen wie:
- Schielerkrankungen
- Sehschwächen
- Augenbewegungsstörungen
- Störungen des beidäugigen Sehens
- Augenzittern
In unseren Sehschulen arbeiten speziell ausgebildete Fachkräfte, sogenannte Orthoptisten und Orthoptistinnen, eng mit unseren Augenärzten und Augenärztinnen zusammen. Schwerpunkt der ARTEMIS Sehschulen ist die Rehabilitation bei Erwachsenen und die Früherkennung bei unseren kleinen Patienten - für das bestmögliche Sehen in allen Lebensphasen.
Warum ist die Sehschule für Kinder so wichtig?
80 % unserer Sinneswahrnehmung erfolgt über das Sehen. Gutes Sehen ist folglich entscheidend für die gesamte Entwicklung von Kindern. Sehfehler können oftmals nur in den ersten sechs Lebensjahren korrigiert werden. Selbst gering ausgeprägte Fehlstellungen, die ohne eine Untersuchung beim Augenarzt schnell übersehen werden, können zu einer Sehschwäche führen, die ein Leben lang bleibt. Das räumliche Sehen kann sich kaum noch entwickeln, auch wenn später eine Behandlung erfolgt. In vielen Fällen wurde auch ein Zusammenhang zwischen Sehfehlern und Lernschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten festgestellt. Das lässt erkennen, welchen großen Einfluss die frühe Sehentwicklung auf das weitere Leben hat.
Die Früherkennung von Sehfehlern leistet einen wichtigen Beitrag für die körperliche, geistige und soziale Entwicklung bei Kindern.
Woran erkenne ich, dass mein Kind eine Sehschwäche hat?
Es ist wichtig, dass Sie aufmerksam auf mögliche Anzeichen achten und bei Verdachtsmomenten mit Ihrem Kind einen Augenarzt/ eine Augenärztin aufsuchen. Bedenken Sie, dass es Sehfehler gibt, die selbst aufmerksamen Eltern entgehen können und wir eine augenärztliche Untersuchung in jedem Fall empfehlen.
Das sind mögliche Symptome, die auf eine Sehschwäche bei Kindern hinweisen können:
- Schielen
- Augenzittern
- häufige Kopfschiefhaltung
- Vorbeigreifen
- häufiges Stolpern
- Lichtempfindlichkeit
- Verstimmung oder Reizbarkeit
- häufiges Zukneifen eines Auges
- gereiztes oder entzündetes Auge
Welche Untersuchungen werden in der Sehschule durchgeführt?
Die Vorsorge und Diagnostik durch unsere Orthoptisten und Orthoptistinnen sind sehr umfassend und beinhalten folgende Untersuchungen:
- Prüfung des Sehvermögens (Visus)
- Prüfung der Augenstellung: latenter oder manifester Strabismus (Schielen)
- Prüfung der Beweglichkeit der Augen (Motilität / Blickstörungen)
- Prüfung der beidäugigen Zusammenarbeit (Binokularsehen)
- Prüfung der Akkommodation (Nahanpassungsfähigkeit)
- Messung des Schielwinkels
- Gesichtsfeldmessung
- Prüfung des Farbsehens
- Prüfung des Kontrastsehens
- Prüfung der Pupillenreaktion
Sehschule für Erwachsene
Die Orthoptik für Erwachsene behandelt Seh- und Augenfunktionsstörungen, die oftmals auf Schlaganfälle, Tumore, Hirnverletzungen oder Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson zurückzuführen sind. Sehbeeinträchtigungen wie Gesichtsfeldausfälle und das Sehen von Doppelbildern werden durch rehabilitative Sehtrainings behandelt.
Das beinhalten unsere Sehtrainings für Erwachsene:
- Beseitigung von Doppelbildern
- Optimierung von Sehhilfen
- optische Schulung des beidäugigen Sehens
- Übungen zur Lesefähigkeit
- Verbesserung der Raumorientierung
- Beratung über weitere Behandlungsmöglichkeiten
- Motivation und Hilfe zur Akzeptanz
Welche Sehschwächen und Sehfehler werden in der Sehschule behandelt?
In der Sehschule greift die Schielbehandlung mit der Korrektur einer Fehlsichtigkeit ineinander, da beide Faktoren in der Regel dafür sorgen, dass sich das Sehvermögen eines Kindes nicht richtig entwickeln kann.
Bei einer Kurzsichtigkeit sehen die Betroffenen Gegenstände in der Nähe scharf und in der Ferne verschwommen. Kurzsichtigkeit nimmt bei Kindern in den letzten Jahren immer weiter zu.
Bei einer Weitsichtigkeit sehen die Betroffenen Gegenstände in der Nähe verschwommen und in der Ferne scharf.
Bei einer Hornhautverkrümmung sehen die Betroffenen weder in der Nähe noch in der Ferne scharf. Die Gegenstände werden verzerrt wahrgenommen. Häufig kommt noch eine Kurz- oder Weitsichtigkeit dazu.
Beim Schielen haben die Augen eine unterschiedliche Blickrichtung und es lässt sich durch die abweichende Wahrnehmung kein stimmiges Bild zusammenfügen. Räumliches Sehen ist nicht möglich.
Wenn ein „gesundes“ Auge und ein Auge mit einer Fehlsichtigkeit vorliegen, entscheidet sich das Gehirn im Kindesalter gegen die Doppelung der Bilder und bevorzugt das Bild des gesunden Auges. Die ständige Benachteiligung des schielenden Auges kann sich zu einer Schwachsichtigkeit (Amblyopie) entwickeln. Die Amblyopie ist keine Fehlsichtigkeit, sondern eine Sehschwäche. Die Fehlsichtigkeit, auf der die Sehschwäche beruht, kann eine Kurz- oder Weitsichtigkeit, eine Hornhautverkrümmung oder ein einseitiges Schielen sein. Auch Erkrankungen wie ein grauer Star, wobei eine einseitige Linsentrübung besteht, kann die Ursache sein. Eine unbehandelte Schwachsichtigkeit kann das Sehvermögen auf Dauer beeinträchtigen.
Schielbehandlung in der Sehschule
Grundsätzlich stehen uns bei ARTEMIS im Rahmen der Schielbehandlung drei Methoden zur Verfügung:
Verordnung einer Brille zur Korrektur der Fehlsichtigkeit
Eine gut angepasste Brille kann das Schielen bereits mindern oder sogar beseitigen und ist die Basis der Schielbehandlung.
Okklusionstherapie in Kombination mit Sehschule
Bei Kindern: Abkleben des sehschwächeren Auges oder auch wechselseitiges Ankleben jeweils eines Auges für einige Stunden pro Tag, um das sehschwache Auge zu aktivieren und zu trainieren. Parallel dazu: Augentraining in der Sehschule.
Bei Erwachsenen: Prismenbrillen ermöglichen dreidimensionales Sehen und heben die störenden Doppelbilder auf. Parallel dazu: Augentrainig (Fusionsschulung) in der Sehschule.
Schieloperation
Bei starkem Schielen werden Augenmuskeln korrigiert, das heißt: entweder gekürzt, verlängert oder versetzt.
Häufige Fragen
Das Wort Orthoptist entstammt dem Griechischen: ortho(s) = gerade und opsis= Sehen. Es ist praktisch ihre Aufgabe, für gerades Sehen zu sorgen. Beim Schielen weicht die Ausrichtung der beiden Augen voneinander ab und das Ziel der Behandlung ist es, beide Augen gleich auszurichten. Die Ausbildung zum Orthoptisten/zur Orthoptistin dauert 3 Jahre und umfasst alle Sehprobleme des Auges, insbesondere der Zusammenarbeit beider Augen.
Eine Sehschwäche resultiert aus dem Nichtgebrauch eines Auges, da es nicht richtig entwickelt oder krank ist. Aus dieser Benachteiligung des Auges entwickelt sich eine Sehschwäche, die sich in den ersten Lebensjahren durch die Aktivierung des sehschwachen Auges noch ausgleichen lässt. Eine Fehlsichtigkeit ist auf einen anatomischen Fehler zurückzuführen, das Auge ist dann weit-, kurzsichtig oder es liegt eine Hornhautverkrümmung vor. In der Regel wird die Fehlsichtigkeit mit einer Sehhilfe korrigiert.
Das Abkleben des Auges, die sogenannte Okklusionstherapie, trainiert scharfes Sehen auf dem sehschwachen Auge. Die Brille korrigiert die Fehlsichtigkeit: Weit-, Kurzsichtigkeit oder eine Hornhautverkrümmung. Daher ersetzt das abwechselnde Abkleben eines Auges nicht eine erforderliche Sehhilfe.